Lötschental PLUS – Projekt Bodmen

Am Beispiel des Dorfteils Bodmen in Blatten erkennen wir deutlich ein Problem, das im gesamten Alpenbogen immer akuter wird: Während an der Peripherie des Dorfes laufend neue Gebäude gebaut werden, entvölkert sich der Dorfkern und die Bausubstanz bleibt zunehmend ungenutzt. Die Gründe für diesen Zustand sind vielfältig: komplizierte Eigentumsverhaltnisse, Auflagen der Denkmalpflege, fehlende Zufahrtsmöglichkeiten um nur einige zu nennen.

Das Ziel des Projektes Bodmen ist, Ideen zu finden, wie der Dorfkern wiederbelebt werden kann, ohne dass es zu einem Seelenverlust kommt.

Der bekannte Architektur-Professor Gion Caminada der ETH Zürich hat im Jahr 2011 mit einem Team von Assistenten und Studenten im Rahmen einer Semesterarbeit vier Szenarien erarbeitet, welche aufzeigen, wie es mit dem Dorfteil Bodmen weitergehen könnte. Einen Namen gemacht hat sich der Bündner als «Dorf-Architekt» im besten Sinne des Wortes: In Vrin hat er am Beispiel eines Bündnerdorfes vorgemacht, was Architektur bewirken kann – nicht nur in den Ortsbildern, sondern auch und gerade in den Köpfen und in den Handlungsmustern der Menschen.

Bei den vier Szenarien geht es um das Folgende:

1. Wohnhaus mit Stall
2. Transformation von Stadeln zu Schlafkammern
3. Neues Zentrum für ein dezentral organisiertes Hotel
4. Stärken der dörflichen Infratruktur

Die Studien der ETH Zürich wurde im Rahmen einer Ausstellung im September 2011 der Dorfbevölkerung und allen Interessierten präsentiert und stiess auf ein sehr positives Echo. Die Projektgruppe von Lötschental PLUS, in der die Gemeinde Blatten und die Stiftung vertreten sind, hat sehr viele wertvolle Rückmeldungen erhalten. Die nötigen Grundlagen für die Wiederbelebung des Dorfteils Bodmen sind weitgehend erarbeitet.

Wie geht es weiter? Eine Idee ist, eine «Bodmen Realteil AG» zu gründen. Diese Aktiengesellschaft könnte als temporäres Umwandlungsgebilde dienen, bis die angepeilten Projekte umgesetzt sind. Eigentümer, welche ihre Grundstücke nicht verkaufen wollen, können ihren Einfluss und die Verwantwortung wahrnehmen, indem sie ihre Anteile in die AG einbringen. Die Interessen von einzelnen Personen werden so einer kollektiven Idee untergeordnet. Eine bestechende Idee – oder? Wichtig erscheint uns, dass jeder Schritt wohlüberlegt und mit dem Einverständnis der betroffenen Eigentümer durchgeführt wird. Auch wenn dies auf den ersten Blick länger dauert, kommen wir schliesslich schneller ans Ziel.

Das Architekten-Team vertritt die Meinung, dass eine Transformation von Ökonomiegebäuden zu Wohnzwecken ungeeignet ist. Die Grundrisstypen und die Konstruktionsart der Ställe können die Bedürfnisse des modernen Wohnens nicht erfüllen. Eine Nutzung von freistehenden Ställen oder Scheunen als Abstellraum oder gar als Vorraum zum Haus ist hingegen denkbar. Aus diesem Grund werden bestehende Ökonomiegebäude teilweise durch Neubauten ersetzt.

Dieses Szenario sieht die Topographie, die darin eingebetteten Gebäude und die Zwischenräume als einen ganzheitlichen Lebensraum: der Dorfteil Bodmen ist ein Haus, ein grosses Hotel. Die Ställe werden ähnlich wie Hotelzimmer genutzt und zu diesem Zweck umgebaut.

Das bestehende Hotel im Dorf wird zum organisatorischen Zentrum der neuen Anlage. Dort wird gekocht und gegessen.

Diese Idee basiert auf dem Szenario 2. Neu zu planen ist jedoch ein Hauptgebäude mit Gemeinschaftsfunktionen. Dazu gehören ein Speiseraum, die Küche, sowie Lager- und Nebenräume.

Die Bewohner einer Bergregion haben nicht grundlegend andere Bedürfnisse als die Stadtmenschen. Neue Anlagen sollen sowohl den Einheimischen als auch den Gästen zur Verfügung stehen. Die zu findende Nutzung muss dem Ort Bodmen eine neue Kraft verleihen. Als Beispiel wird ein Badehaus genannt.

Pressestimmen zum Projekt und zum Thema «Belebung alter Dorfkerne» finden Sie hier.